Stellen Sie sich vor, Ihr WLAN-Router könnte sehen. Nicht mit einer Kamera, sondern einfach durch die Analyse der Funkwellen, die er sowieso aussendet. Genau das macht das Open-Source-Projekt Espectre möglich – und alles, was Sie dafür brauchen, ist ein günstiger ESP32-Mikrocontroller für unter 10 Euro.

Die unsichtbaren Augen des WLANs#

ESP32 im Smart Home Kontext

Normalerweise nutzen wir WLAN nur zur Datenübertragung. Doch physikalisch gesehen sind dies elektromagnetische Wellen, die sich im Raum ausbreiten, von Wänden abprallen und – das ist der entscheidende Punkt – von Objekten und Menschen gestört werden.

Wenn Sie durch Ihr Wohnzimmer gehen, verändern Sie das Signalmuster der WLAN-Wellen. Diese Technik nennt sich CSI (Channel State Information). Anders als die grobe Signalstärke (RSSI), die wir vom Handy kennen, liefert CSI ein detailliertes Bild darüber, wie die Funkwellen durch den Raum reisen, gebrochen und gestreut werden.

Das Projekt Espectre von Francesco Pace nutzt genau diese Daten. Ein ESP32-Board lauscht auf die “Ping”-Pakete Ihres WLAN-Routers. Sobald eine Person den Raum betritt, verändert sich die “Textur” der Funkwellen. Der ESP32 erkennt diese Anomalie und meldet Bewegung.

Warum ist das genial?#

Als langjähriger Beobachter der IT-Landschaft sehe ich hier drei entscheidende Vorteile gegenüber klassischen Lösungen:

  1. Privatsphäre: Keine Kamera, keine Bilder. Es werden nur Wellenmuster analysiert. Niemand kann Sie “sehen”, nur Ihre Anwesenheit wird registriert.
  2. Durchdringung: Da WLAN-Wellen durch Wände gehen (zumindest teilweise), kann ein Sensor theoretisch auch Bewegungen in einem Nachbarraum oder hinter einem Vorhang erkennen.
  3. Preis: Ein ESP32 kostet fast nichts. Verglichen mit teuren Millimeterwellen-Sensoren oder Kameras ist das ein unschlagbares Argument.

Wie funktioniert es technisch?#

Espectre analysiert die CSI-Daten der empfangenen Pakete. Der ESP32 sammelt Informationen über Amplitude und Phase verschiedener Sub-Carrier des WLAN-Signals.

Wichtig: Der ESP32 muss nicht mit dem Router verbunden sein, um Daten zu senden, aber er muss den Verkehr “abhören” (Sniffer-Modus) oder aktiv Pings austauschen. Espectre nutzt hierfür geschickte Mechanismen, um die CSI-Daten zu extrahieren, die normalerweise tief in der Hardware verborgen sind.

Für den Anwender ist es überraschend einfach:

  1. Flashen Sie die Firmware auf einen ESP32.
  2. Konfigurieren Sie die WLAN-Parameter.
  3. Integrieren Sie das Ganze per MQTT direkt in Home Assistant.

Fazit#

Espectre ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie wir mit intelligenter Software mehr aus vorhandener Hardware herausholen können. Es verwandelt passive Infrastruktur (WLAN) in aktive Sensorik. Für Smart-Home-Bastler ist dies ein absolutes Muss-Projekt für das kommende Wochenende.

Happy Hacking!